Lu Ban Hap – ein kambodschanischer Architekt

Bauwelt 38.2015 erschienen mit zwei Beiträgen von ski-Mitglied Moritz Henning

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Vor sechs Jahren hat Moritz Henning für die Bauwelt das Werk des kambodschanischen Architekten Vann Molyvann in den Blick genommen. Mit Lu Ban Hap hat Gastredakteur Moritz Henning in Paris nun einen weiteren Protagonisten der Khmer-Moderne der sechziger Jahre aufgespürt. Das von ihm mitgeplante „White Building“ in Phnom Penh, ein Wohnungsbau, der Le Corbusiers Unité-Idee nach Südostasien vermittelte, steht derzeit im Brennpunkt der Immobilienspekulation in der kambodschanischen Hauptstadt.

Lu Ban Hap – ein kambodschanischer Architekt

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Mit ihrem Buch „Building Cambodia: New Khmer Architecture 1953 – 1970“ haben Helen Grant Ross und Darryl Collins 2007 den Grundstein für die Wiederentdeckung der kambodschanischen Architektur nach der Erlangung der Unabhängigkeit gelegt. Seitdem beschäftigt sich eine wachsende Anzahl von Architekten mit der Erforschung dieser faszinierenden Architektur. Fast immer jedoch stehen die Bauten Vann Molyvanns im Fokus. Sicherlich war er der einflussreichste und radikalste Architekt seiner Zeit, aber er war nicht der einzige. Neben und mit ihm arbeiteten eine ganze Reihe talentierter Planer: französische Architekten, die im Land geblieben waren, internationale Experten und Kambodschaner, die nach und nach ihr Studium im Ausland abschlossen und zurückkehrten.
Einer dieser Rückkehrer, genau genommen der zweite, war Lu Ban Hap, der als Leiter des Stadtplanungsamtes, als Architekt und findiger Unternehmer die boomende Hauptstadt Kambodschas in den 1960er Jahren maßgeblich mitgeprägt hat – und dessen Werk bis auf wenige Ausnahmen unbekannt und mittlerweile fast verschwunden ist.

Verdichtungen: Das „White Building“ in Phnom Penh

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Zu Beginn der 1960er Jahre war Phnom Penh eine Stadt im Aufbruch. 1953 hatte sich Kambodscha die Unabhängigkeit von der französischen Kolonialherrschaft erkämpft, und die Stadt war das Zentrum des aufstrebenden Landes. Überall wurde gebaut, die Bevölkerung wuchs ebenso rasant wie ihre Fläche. Der Expansionsdrang machte auch vor den Flußufern nicht halt, und so entstand auf einem trockengelegten Areal am Ufer des Tonle Bassac, einem Seitenarm des Mekong, mit der „Front du Bassac“ ab 1961 ein völlig neues Stadtviertel. Eines der ersten fertiggestellten Gebäude war 1963 das White Building.
Es ist nicht allein die Architektur des Hauses, die beeindruckt, sondern vielmehr die Art, wie sich hier Welt-, Landes- und Architekturgeschichte verdichten wie kaum in einem anderen Gebäude.

Die Ausgabe der Bauwelt zu Lu Ban Hap finden Sie hier.