Khmer-Architektur zwischen 1953 und 1970 – Kambodschas vergessene Zukunft

Vortrag von Moritz Henning, Architekt, Berlin
Termin: 18.06.2009, 20:00 Uhr
Ort: ski stadtkultur international ev, Kastanienallee 29/30, 10435 Berlin, 2. Hof links, 1. Stock

Kambodscha gesamt_Henning

Bereits in den 1930er Jahren brachen in Kambodscha tätige Architekten meist französischer Herkunft mit dem seinerzeit gängigen Kolonialstil. Nach der Entlassung in die Unabhängigkeit im Jahre 1954 nahm Staatsoberhaupt Norodom Sihanouk eine beispiellose Modernisierung des Landes in Angriff und forcierte den Anschluss an internationale Entwicklungen. Überall im Land wurden Flughäfen, Bahnhöfe, Schulen und Ministerien aus dem Boden gestampft, und sogar so etwas wie sozialer Wohnungsbau – bis heute einmalig – versucht. Hand in Hand mit diesem Modernisierungsschub ging das Bekenntnis zu einer Architektursprache, die dem Aufbruch in eine neue Gesellschaft angemessen erschien.

Der entscheidende „Sprung nach vorn“ geschah mit der Ernennung des 30 Jahre alten Vann Molyvann zum Chefarchitekten des Königreiches im Jahre 1957. Verantwortlich für alle staatlichen Bauaufgaben – und damit der architektonischen Identitätsfindung des neuen Kambodschas – ­ realisierte allein er nicht weniger als 100 Bauten. Ihm und einer Reihe weiterer Planer ist es zu verdanken, dass das Land heute über ein einzigartiges architektonisches Erbe verfügt, welches die Ideen der europäischen Moderne mit lokalen Bautraditionen zu einer spezifisch kambodschanischen Moderne verschmilzt.

Bis heute ist ein guter Teil dieser Bauten erhalten. Nachdem die Kriegswirren überstanden sind, Touristen wieder ins Land strömen und Geld aus den Nachbarländern ins unterentwickelte Kambodscha fließt, wird es für die spektakulären Überbleibsel dieser euphorischen Jahre jedoch eng. Während der Prunk der Kolonialzeit mittlerweile von einigen wenigen auch im Land geschätzt wird, hat die Khmer-Moderne kaum Fürsprecher. Und so droht sie – vom Rest der Welt unbemerkt – zu verschwinden, bevor sie überhaupt entdeckt wurde.

Nach dem Vortrag gibt es Zeit für Fragen und Diskussion.

Die Zahl der Teilnehmern ist beschränkt. Wir bitten Sie, sich unter info@stadtkultur-international.de anzumelden.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!