Geister einer Landschaft. Vom Phoenix See in Dortmund nach Zhangjiagang.

Vorträge von Martin Schepers und WANG Fang
im Anschluss Gespräch mit Johannes Küchler

Termin: Mittwoch, 8. Mai 2019, 19.30 Uhr
Ort: CLB Berlin im Aufbau Haus am Moritzplatz, Berlin-Kreuzberg
Prinzenstraße 84.2, Ladengalerie Eingang von der Oranienstraße

Abbildung: Martin Schepers

Seit einigen Jahren beschäftigt Martin Schepers sich in seiner künstlerischen Arbeit mit Prozessen der Veränderung und Überschreibung von Landschaften und Orten. Dabei werden die verschiedenen historischen, geographischen und soziologischen Ebenen Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung.

Aktuell bearbeitet er die Geschichte der Dortmunder Hermannshütte. Das Stahlwerk wurde 2003 Stück für Stück demontiert, nach Shanghai verfrachtet und im Anschluss in Zhangjiagang in der Provinz Jiangsu wieder aufgebaut. Wo sich das Werk einst befand, liegt heute ein künstlicher See, der Phoenix-See. Das Seeufer säumen mittlerweile großzügige Einfamilienhäuser, mehrgeschossiger Wohnungsbau und Büroanlagen. 2017 verbrachte Martin Schepers mit dem Ruhr Residenz-Stipendium ein halbes Jahr in Dortmund, um die Veränderung dieses Ortes künstlerisch zu untersuchen. Welche gesellschaftlichen Vorstellungen entstehen durch Veränderungen, und wie kommen diese in Bildern zum Ausdruck? Wie verwandeln sich die umliegenden Orte und wie die Narration einer ganzen Gegend? Wie können die unterschiedlichen zeitlichen Schichten im Prozess der Veränderung in den simultanen Zustand eines Bildes verwandelt werden?

Mit dem Umzug des Stahlwerks steht ein Teil der Vergangenheit Dortmunds heute in China. Was denken die Anwohner dort über das Stahlwerk? Wie empfinden sie diese Veränderung ihres Lebensorts? Ähnlich wie in Deutschland hat Martin Schepers auch in China mit den Menschen vor Ort Kontakt aufgenommen und ist mit ihnen in einen künstlerischen Dialog getreten. In Zhangjiagang hat er sie nach ihren Zukunftsvorstellungen und Gedanken zu dem Werk befragt und mit ihnen gezeichnet. Auf diese Weise finden die zwei Teile des Projekts zusammen, es vervollständigt sich. Im CLB Berlin wird er über seine Projektidee und die Umsetzung seiner künstlerischen Arbeit berichten.

Die Fotografin WANG Fang hat das Stahlwerk in Zhangjiagang 2009 in ihren Fotografien porträtiert, in einer Ausstellung im Hoesch-Museum in Dortmund gezeigt und bei dieser Gelegenheit mit ehemaligen Stahlarbeitern aus Dortmund Erinnerungen ausgetauscht. Sie stellt ihre Sicht auf dieses Projekt dar.

Im Gespräch, moderiert von Johannes Küchler, China Center der TU Berlin, wird es um die Vergangenheit und die Gegenwart des Stahlwerks ebenso wie um die aktuelle städtebauliche Entwicklung in China und Deutschland gehen.

Im Anschluss ist Zeit für einen Austausch bei kalten Getränken.

Über die Beiragenden:

Martin Schepers, geboren 1979 in Lengerich/Westfalen, studierte Bildende Kunst an den Kunstakademien in Münster und Düsseldorf (bei Ulrich Erben, Helmut Federle und Siegfried Anzinger, mit Abschluss als dessen Meisterschüler) sowie Philosophie an der Universität Münster. Eigene Ausstellungen u. a. in Berlin, Köln, Düsseldorf, Wien, Antwerpen, Los Angeles und New York Teilnahme bzw. Gründung kollektiver Projekte. Stipendiat des Cusanuswerks, Reisestipendium der Kunstakademie Düsseldorf, Jahresstipendium des Cusanuswerks an die UCLA (LA), Stipendium Centre international d’art et du paysage – île de Vassivière, Frankreich, Stipendiat der Stiftung Kunst Fonds Bonn (Jahresstipendium) Ruhr Residenz Stipendium der Ruhr Kunstvereine. 2018 Stipendiat der Kunststiftung NRW (Rechercheaufenthalt in China). Seit Oktober 2018 Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf für Malerei in der Grundlehre.

WANG Fang, geboren in Peking, wuchs in einer Familie aus drei Generationen von Ingenieuren auf. Nachdem sie acht Jahre lang für die Zentralregierung Chinas gearbeitet hatte, beschloss sie, ihren Horizont zu erweitern und in Deutschland und England zu studieren. Seit 1994 bewegt sie sich regelmäßig zwischen Europa und China. Ihre fotografischen Arbeiten wurden in Berlin, Dortmund, Grenoble, Zürich und Peking gezeigt. Ihre Foto-Essays sind in Publikationen, Zeitschriften auf Englisch, Chinesisch und Deutsch erschienen. Seit 2004 lebt sie in Potsdam.

Johannes Küchler, geboren 1940, vertrat bis 2005 das Fachgebiet Geschichte und Theorie der Landschaftsentwicklung an der Fakultät Planen Bauen Umwelt der TU Berlin. Umweltprobleme Chinas bilden seit den 1980er-Jahren einen seiner Forschungsschwerpunkte.

Hinweis zum Veranstaltungsort CLB:
Der Haupteingang zum Veranstaltungsraum CLB befindet sich auf der rechten Seite des Aufbau Hauses im Erdgeschoss und ist direkt vom Gehweg in der Oranienstraße zugänglich (große Schaufenster).
Die Haltestellen Moritzplatz der U8 und der Buslinie M29 liegen direkt vor dem Haus.